„Haufen ungehobelter Arschlöcher“: Kabarettist Lars Reichow rechnet mit der AfD ab
von Alfred Dagenbach
Wer unter den älteren Zeitgenossen erinnert sich nicht gerne an die Zeiten zurück, als die alljähriche Fastnachtssendung aus Mainz die Gassen leergefegt hatte.
Aus der Taufe gehoben wurde die Sendung erstmals am 17. Februar 1955 vom damaligen Südwestfunk (Mainz/Baden-Baden, SWF), der heute mit dem Süddeutschen Rundfunk (Stuttgart, SDR) zum Südwestfunk SWF vereinigt wurde.
Unterdessen strahlen SWF und ZDF die Sitzung immer am Freitag vor Rosenmontag abwechselnd aus – diesmal wieder der SWF.
Unvergessen bleibt in der Historie die damals einstündige Überziehung der Fernsehsendung am 5. Februar 1964, als ein Ernst Neger zum ersten Mal „Humba humba täterä“ gesungen hatte, dabei das Publikum völlig ausrasten ließ und fast unendlich Zugaben forderte.
Die Sendung erzielte dabei mit 89 % Marktanteil die höchste je gemessene Einschaltquote.
Unvergessen auch der Sitzungspräsident Rolf Braun, der mit Contenance souverän durch die Sendungen führte – ganz im Gegensatz zu dem seit einigen Jahren aus allen Fugen geratenen Selbstdarsteller Andreas Schmitt, der den Zuschauern diesmal wenigstens als „Obermessdiener“ erspart geblieben ist.
Immerhin gelang es der zunehmend niveauloser werdenden Sendung unter ihm als Sitzungspräsident in diesem Jahr gleich in mehrfacher Weise zu einem nie dagewesenen Tiefpunkt zu kommen.
Zum Einen sank die Einschaltquote auf 4,58 Millionen herab mit einem Marktanteil von gerade noch 19,0 Prozent.
Damit wurde der bisheriger Tiefpunkt von 2021 mit etwa 5,1 Millionen Zuschauern noch erfolgreich unterboten.
Zum anderen ist schon seit Jahren von der ungezwungenen Fröhlichkeit immer weniger zu sehen und die Auftritte von sich politisch korrekt gebenden Rednern werden immer dürftiger.
Selbst der Schlußakkord mit den Mainzer Hofsängern ist nur noch ein Abklatsch aus besseren Zeiten.
Auch die Inhalte haben sich von mit dem Florett vorgetragenen hintergründigen Bonmots mehr und mehr bis zu mit Macheten gesäbelten Beleidigungen herabgewürdigt.
Zwar scheint das kein Mainzer Alleinstellungsmerkmal zu sein, denn auch mit dem Auftritt der Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP, ihres Zeichens Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, gerierte diese sich aufgeblasen wie ein Flintenweib bei ihrer Aachener Büttenrede zur Verleihung des Aachener Karnevalsordens „Wider den tierischen Ernst“, indem sie den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz als einen „Hobbypiloten“ und „Flugzwerg aus dem Mittelstand“ bezeichnete, den „zweimal keiner haben“ wollte, weil er „nur schwer zu ertragen“ sei.
Doch es gibt nichts, was in den heutigen Zeiten von sich überschätzenden Selbstdarstellern nicht noch getoppt werden könnte.
So der Beitrag eines höchst unkomischen Komikers namens Lars Reichow in der Sendung „Mainz bleibt Mainz“ vom vergangenen Freitag.
Vielleicht hat er zu seiner sicher nicht geringen Gage aus den Zwangsbeiträgen zur Rundfunkfinanzierung noch einen Bonus dafür erhalten, daß er der wieder in großer Zahl anwesenden Politprominenz Seelentrost geben konnte, die ja darunter zu leiden hat, daß ihr Ansehen ansonsten bei den Bürgern immer mehr gegen Null tendiert.
Diese spendete ihm demzufolge auch frenetischen Beifall ob seiner insbesondere gegen die AfD-Fraktion im Bundestag unter dem Motto „Fastnachtsthemen“ als mißlungene Kopie der „ARD-Tagesthemen“ vorgetragenen Tiraden.
Klar, daß auch viele mit gleichen moralinsauren Fähigkeiten gesegnete Zeitgenossen das ähnlich sehen werden, was dieser voller Zorn im Saal losgelassen hatte:
„Eine Meldung aus dem Taunus. In Königstein hat die AfD ihren zehnjährigen Geburtstag gefeiert“, so begann Reichow seine von vielen normalbürgern alsumstrittenen eingestuften Beitrag.
„Ich möchte auch gratulieren.
Die AfD wird finanziert von Personen und Regierungen, mit dem Ziel, unsere Gesellschaft zu spalten und unsere Staatsform zu verhöhnen.
Sie ist eine nutzlose, rassistische und extremistische Partei, geführt von radikalen, gestörten und gescheiterten Persönlichkeiten.
Und ich darf das hier ganz klar sagen: Die AfD-Fraktion im Bundestag ist ein Haufen ungehobelter Arschlöcher. Herzlichen Glückwunsch!“
Gewiß kann man überall ein Körnchen Wahrheit finden und ein bißchen kennt ja jeder seine eigenen Schwächen.
Auch ist durchaus unbestritten, daß Kritik den politischen Diskurs nicht nur beleben, sondern sogar befruchten kann.
Ganz im Sinne Voltaires, der einem seiner Zeitgenossen mit ähnlich bildungsfernen Weisheiten gesagt haben soll: „Obwohl ich völlig anderer Meinung bin als Sie, würde ich mein Leben dafür geben, dass Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen“ kann daher schließlich jeder so dumm daherschwätzen, wie er auch ist.
Denn auch das sollten alle anderen wissen.
Alfred, das ist ein brillanter Artikel, der mich mehrfach nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken gebracht hat. Wenn schon zum Karneval nur Main Stream Meinungen zugelassen werden, dann sind wir medial am Ende. Eigentlich ist Karneval Satire pur und sollte den Regierenden auf den Schlips treten.
Leider erleben wir heute das Gegenteil davon. Den politischen Gegner als Arschlöcher zu bezeichnen ist nicht einmal kreativ, sondern einfach nur schlecht. Und das sage ich nicht als AfD Mitglied, sondern als denkender Mensch.
Zu diesem Clown kann ich nur sagen: Was juckt es eine deutsche Eiche , wenn sich ein Schwein dran reibt .
Die alles beherrschenden öffentlich-rechtlichen, also durch Zwangsabgaben finanzierten Medien und ihre linientreuen Akteure – bis hin zu Büttenrednern wie Lars Reichow – sind nur noch zum Kotzen.
Es ist das heute bunt angestrichene Staatsfernsehen „unserer“ DDR 2.0, geführt von einer bunte-Smarties-Koalition, deren Akteure (m/w/d) selbst bereits Realsatire sind, weswegen es für diese m/w/d keiner weiteren kabarettistischen Offenbarung mehr bedarf.
Auf Nachfragen per eMail:
Von einer Reaktion der AfD ist bisher nix bekannt.
Sie genoß in früheren Sendungen dort schon mehrfach ähnliches.
Es ist natürlich schon eine Frage, ob man darauf überhaupt reagieren sollte.
FJS sagte einmal, „mit Ratten und Schmeißfliegen führt man keine Prozesse“.